Wenn der Hofstaat musiziert

Neue Zuger Zeitung vom 04. März 2013

Walchwil - Beim Jahreskonzert hat die Musikgesellschaft Humor bewiesen und sogar einen Hofnarren aufgeboten. Die Musik war – königlich.

Einen langen Atem zeigte die Musikgesellschaft Walchwil bei ihrem Jahreskonzert am Samstagabend – sie spielte fast drei Stunden, mehrere Zugaben inklusive. Dazu gabs eine oscarreife Moderation und einen Dirigenten, der so gut tanzen wie den Taktstock schwingen konnte.

Vitus Hürlimann macht Anne Hathaway, die vor ein paar Jahren den Oscar moderiert und sich dabei vielfach umgezogen hat, alle Ehre. Mal erscheint der Moderator des Jahreskonzerts 2013 in Anzughose und Hosenträgern, mal im Till-Eulenspiegel-Kostüm – und immer reisst er als Narr seine Witze. «Jeder König hat auch einen Hofnarr», so Vitus Hürlimann, und das Motto des Abends lautet schliesslich auch: «Königlich».

 

Schief, aber «aus Wien»
Ganz königlich-grosszügig hat die Musikgesellschaft keine Mühen gescheut, dieses Motto rundum umzusetzen. In der Mitte des Gemeindesaals hängt ein riesiger Kronleuchter von der Decke, allerdings etwas schief … «König, de Kronleuchter sott me richte», fühlt sich deshalb der Hofnarr veranlasst zu sticheln. Präsident Jürg Portmann entschuldigt das bei seiner Begrüssung damit, dass «der Kronleuchter eben erst aus Wien eingeflogen wurde». Stilnah zur edlen Deckenbeleuchtung zieren kleine Krönchen die langen Tische und wabenförmiges Muster die Wände. Rechts und links der Bühne wird das Auge passend zur Musik bedient: Man wähnt sich im Kino, sieht mal Königsschlösser, mal royale Parkanlagen und mal den König der Löwen, der seiner Löwin verliebt in die Augen blickt.

So vielseitig, wie diese Bilder sind, ist auch das Konzertprogramm. Bereits die Young-Band der Musikgesellschaft macht auf einer Bandbreite von Händel bis Deep Purple auf die folgenden Stunden neugierig – und erhält unter der Leitung von Xaver Fässler viel Applaus.

Auf die Musikgesellschaft selbst stimmt sodann eine königlich kostümierte Fünfer-Kombo ein, die sich vorne rechts platziert hat: Zum Triumphmarsch aus «Aida» erobern die restlichen Musiker feierlich den Saal. Was folgt, ist zunächst «The King’s March» von Soren Hyldgaard, «Alcazar» von Kees Vlak, «Queen’s Park Melody» von Jacob de Haan und «Mars der Medici» von Johan Wichers – mächtige Musik mit Drama und Drive.
Bei dieser Musik könne man nicht krank werden, scherzt Moderator Hürlimann und nimmt damit Bezug auf die Tatsache, dass Johan Wichers seinen Konzertmarsch 1938 nicht etwa dem italienischen Adelsgeschlecht der Medici, sondern vielmehr seinen Ärzten gewidmet hat.


Bild: Roland Hürlimann zeigte sich als beschwingter, ja tänzerisches Dirigent.

Die grossen Leckerbissen
In der Pause bläst die Musikgesellschaft zum Ritterspiel, der Tombola. Emsige Bienen verkaufen Lose, räumen die Nieten ab, andere servieren Getränke, königlich goldgelbe Pommes frites oder bieten Kuchen feil. Worauf der zweite Teil des Abends der First Class des Pop, aber auch der Volksmusik gewidmet ist. Michael Jacksons «Heal the World» spielen die Musiker wie alles andere auch sehr schön – und werden mit viel Applaus bedacht. Bravo-Rufe gibts nach dem Vortrag von Elton Johns «The Lion King»: Die Perkussion gibt den Herzschlag der Tiere, das ganze Orchester bringt das grosse Gefühl auf die Bühne. Und dann: Die Instrumente hoch – nun kommt Abba. Und Dirigent Roland Hürlimann tanzt dazu so schön,
wie die Lichtspiele an der Wand es tun. Worauf Moderator Vitus Hürlimann mit dem Satz: «E schöne Takt muess si» abschliessend die «Ländlerkönige» ankündigt. Der Dirigent hüpft vor Freude, das Publikum juchzt dazu. Drei Zugaben und einige Wunderkerzen später geht ein königliches Programm zu Ende.

Aktuelle Seite: Start Pressearchiv Presseberichte 2013 Wenn der Hofstaat musiziert